Chronik

Der Mythos der SpVgg Stadtamhof

Das Jahr 1910 geht in die Gesechichte der SpVgg Stadtamhof e. V. als offizielles Gründungsjahr des Vereins ein.

Als Gründungsmitglieder zeichneten sich verantwortlich:

Anton Gruber, Christian und Johann Küffner, Karl Wachter, Johann Ederer, Josef Vogerer, Gregor Zorzi, Ludwig Stautner, Rupert Lang, Andreas Strobl, Ignaz Ritt, Karl Weigert, J. Wurster und Fritz Loy.

Aus den Überlieferungen des Jahres 1910 ist nicht bekannt, welches konkrete Ziel die Gründungsmitglieder der SpVgg Stadtamhof im Sinn hatten, aber aus der Präambel der damaligen Vereinssatzung kann man den Schluss ziehen, dass es nicht alleine um nackten sportlichen Erfolg ging, sondern v. a. darum, über mehrere Generationen hinweg, Frauen und Männer in und um Stadtamhof eine sportliche und gesellschaftliche Heimat zu schaffen.

Getreu dem Leitsatz

Das Geheimnis des ERfolges ist die Beständigkeit des Ziels.“
Benjamin Disreali (1804-1881), britischer Politiker

darf man den 14 Gründungsmitgliedern und ihren legitimen Erben der Vereinsführung im Laufe der Vereinsgeschichte bis zum heutigen Tage bescheinigen, dass die Gründung und Führung des Vereins, trotz oftmals widriger Umstände, ein voller Erfolg war und ist.

Zwei Jahre nach der Gründung fand im Jahre 1912 die Aufnahme des Spielbetriebes für den einstigen reinen Fußballverein statt. Das erste Heimspiel am Protzenweiher konnte erfolgreich mit 3:1 gegen den TB Weiden bestritten werden.

In den Folgejahren wurde das, was so erfolgreich seinen Anfang nahm, durch den Ausbruch des 1. Weltkrieges jäh unterbrochen.

In den Kriegsjahren 1914 – 1918 erfuhr der Spielbetrieb gewzungener Maßen so starke Einschränkung, dass mit Ende des Krieges ein fast kompletter Neuaufbau von Nöten war.

In der Generalversammlung in der St. Mang Brauerei wurden wegweisende Entscheidungen getroffen:

Zum einen erfuhr die ehemalige „Fortuna“ seinen bis heute gültigen Namen SpVgg Stadtamhof e. V. und zum anderen stellte Mitglied Erdelsburger seine Wiese an der Krankenhausgasse als Spielfläche zur Verfügung. Diese war dann auch Schauplatz des Eröffnungspiels im Jahre 1920, in dem man sich dem übermächtigen Gegner Wacker München mit 1:6 geschlagen geben musste.

Und dennoch, das Wichtigste, der Neuanfang, war geschafft und somit die besten Voraussetzungen, den einst so verheißungsvollen, sportlichen Trend von 1910 aufzunehmen.

Bereits 1921 konnte die SpVgg Stadtamhof den ersten Aufstiegserfolg in die damalige B-Klasse verzeichnen. Gegner, mit auch heute noch klangvollen Namen, waren unter den Klassenrivalen, wie der MTV Regensburg, Sportverein Regensburg, SpVgg Deggendorf, SpVgg Plattling, FC Dingolfing, FC Vilshofen und FC Passau.

1923 wurde die Saisonleistung mit dem Aufstieg in die neugegründete A-Klasse gekrönt. In diesem Jahr half man dem Lokalrivalen SpVgg Walhalla aus einer misslichen Lage. Nachdem diese längere Zeit auf die Benutzung der eigenen Sportanlage verzichten musste, stellte die SpVgg Stadtamhof ihre Spielfläche zur Verfügung.

Niemand konnte damals ahnen, dass Jahrzehnte später, der stets sportlich faire Nachbar, Gelegenheit haben würde, sich in einer ähnlichen Situation zu revanchieren…

Sportlich ging es in den Folgejahren bis zum Ausbruch des zweiten Weltkrieges stetig bergauf. Die beachtlichen Erfolge des Vereins machten den Namen der SpVgg Stadtamhof über die Grenzen Regensburgs hinaus bekannt, ein Name, der zu Beginn der NS-Diktatur bald von der Bildfläche verschwinden sollte.

Auf Drängen des politischen Regimes zu Begin des zweiten Weltkrieges kam es zum Zwangszusammenschluss der Vereine TG Walhalla, SC Walhalla und der SpVgg Stadtamhof. Unter dem angepassten Namen SpVgg Walhalla 1910 wurde dem damaligen Zeitgeist Rechnung getragen, wobei ein Spielbetrieb zu dieser Zeit, wenn überhaupt, nur eingeschränkt mäglich war.

Es dauerte bis zum Jahre 1948 als die Sportkameraden, Gerhard Kirchberg und Wolfgang Lang, entschlossen, die SpVgg Stadtamhof wieder zu neuem Leben zu erwecken.

Am 26. Juni 1949 trat die wieder gegründete SpVgg Stadtamhof mit ihrer Mannschaft in Schierling zum ersten Mal an die Öffentlichkeit. Das Spiel ging zwar mit 2:4 verloren, aber der Mythos der Weiss-Schwarzen, der zuvor durch politischen Druck und durch die Wirren zweier Weltkriege auf eine harte Probe gestellt wurde, war zu neuem Leben erweckt.

Nach der Wiedereingliederung in den aktiven Spielbetrieb und den Aufbau von Jugend- und Schülermannschaften konnte ein weiterer Meilenstein in der Saison 1960/61 ereicht werden, die Einweihung der vereinseigenen Sportanlage. Damit war die passende Bühne geschaffen, um, gerade in den Pokalwettbewerben, aus dem Schatten der damals größeren Regensburger Fußballvereine zu treten.

Man durfte sich durch einen 1:0-Endspielsieg gegen TuS Rosenberg verdientermaßen Oberpfalz-Pokalsieger nennen, nachdem man im Laufe des Wettbewerbs sogar den damaligen Landesligisten und Lokalrivalen RT Regensburg ausschalten konnte.

So konnte man auch nach der 1:7-Niederlage gegen Jahn Regensburg (vor 3000 Zuschauer!) in der darauffolgenden Pokalrunde auf süddeutscher Ebene erhobenen Hauptes den Platz verlassen, denn man hatte mit dem Erreichten alle Erwartungen übertroffen und die weiß-schwarzen Farben mehr als ehrenvoll vertreten.

Dann kam das Jahr 1966, in dem die jüngste Meistermannschaft aller Zeiten wieder den langersehnten Aufstieg in die A-Klasse schaffte. Unter der Führung von Meistertrainer Josef Männer, dem späteren langjährigen 2. Vorsitzenden, und Kapitän Karl-Heinz Jäger (damals 21 Jahre alt), dem heutigen 1. Vorsitzenden, wurden akribisch die Weichen für den sportlichen Erfolg gestellt. Josef Männer, die Stadtamhofer „Lichtgestalt“, hat damit seine Erfolge als Spieler, Trainer und Funktionär bei unserem Verein feiern können.

(Anmerkung der Redaktion: Zur Jahrtausendwende, rechtzeitig zur 90-Jahr-Feier des Vereins, schnürten die Helden von damals im übrigen noch einmal ihre Fußballschuhe, um im Schaukampf ihre vielfach jüngeren Kollegen aus der damaligen Alten Herren mit 2:1 zu schlagen. Es war die letzte Demonstration fußballerischer Klasse einer schon fast legendären Mannschaft…)

Doch den sportlichen Erfolgen der SpVgg Stadtamhof gegen Mitte und Ende der 60er Jahre sollte bereits zu Beginn des neuen Jahrzehnts ein erneuter folgenschwerer Schag für den krisenerfahrenen Sportverein folgen. Bereits 1970, nach weniger als zehn Jahren musste der Stolz des Vereins, die mit so viel Idealismus und erheblichen Kosten erstellte und gepflegte Sportanlage, aufgegeben werden, da diese Fläche zugunsten des Kanalbaus durch Regensburg enteignet wurde.

Wieder einmal stellte sich für die Verantwortlichen des Vereins die Frage: Konnte der Spielbetrieb es Vereins aufrechterhalten werden und wenn ja, wo sollte gespielt werden?

Wie bereits erwähnt, war es dem Nachbarn SpVgg Walhalla zu verdanken, der die kameradschaftliche Hilfe der SpVgg Stadtamhof während der eigenen Notzeit nicht vergessen hatte und nun seinerseits dem verzweifelten Lokalrivalen Asyl auf der eigenen Sportanlage gewährte.

Die neue Umgebung konnte zwar den Spielbetrieb sichern, aber den sportlichen Bemühungen der eins so erfolgreichen „Ersten“ war in der Fremde zunächst kein Glück beschieden. Nur der sprichwörtliche Stadtamhofer Kampfgeist und die Beharrlichkeit sorgten für neue Erfolge, so z. B. den Wiederaufstieg in die A-Klasse 1972.

Es war nun an der Zeit, das neu gewonnene Selbstbewusstsein auch nach außen zu tragen und die Gastfreundschaft der SpVgg Walhalla nicht noch länger in Anspruch zu nehmen. Lange und zähe Verhandlungen der Vereinsführung mit der Stadt Regensburg führten dazu, auf der Bezirkssportanlage West eine neue sportliche Heimat zu finden.

Doch auch die neue Spielstätte mit guten Platzverhältnissen brachte zunächst kein Glück und so führte der Fahrstuhl 1974 die Stadtamhofer Erste wieder in die B-Klasse. Einem kurzen sportlichen Zwischenhoch in der Saison 1977/78, dem erneuten Aufstieg in die A-Klasse, nach einem 4:2-Sieg gegen DJK Keilberg, folgte in den 80er-Jahren eine Phase mit sportlich dürftiger Bilanz, die der Verein sogar in die Niederungen der C-Klasse führte. Dort fristete man das sportliche Dasein, ehe in der Saison 1989/90, nach vorherigem Aufstieg in die B-Klasse, der Wiederaufstieg in die A-Klasse gefeiert werden konnte. Der eigentliche Abstiegskandidat mauserte sich in dieser Saison, wohl beflügelt durch die bevorstehende 80-Jahr-Feier des Vereins, zum Favoriten und krönte seine Leistung mit Titelgewinn und Aufstieg.

Die Qualität dieser Mannschaft bescheinigte auch der souveräne Titelgewinn der Hallenkreismeisterschaft in diesem Jahr sowie der viel veachtete Vizemeistertitel bei den Hallenbezirksmeisterschaften.

Mit dem dreijährigem Verbleib in der A-Klasse schien der Verein das Fahrstuhlimage endgültig ablegen zu können, ehe 1992/93 das Abstiegsgespenst in Stadtamhof wieder die Oberhand behielt. Und dennoch leitete dieser Tiefschlag die bisher wohl erfolgreichste sportliche Phase des Vereins ein, die in der Saison 1993/94 mit der siegreichen Relegation gegen den TV Hemau (4:2 in Schönhofen) und dem damit verbundenen Wiederaufstieg in die A-Klasse startete.

Als Trainer zeichnete sich damals zum ersten Mal Karl-Heinz Stieglmeier verantwortlich, der die Mannschaft in körperlich desolatem Zustand übernahm und in den darauffolgenden Jahren zur Erfolgstruppe formte. Verstärkt und verjüngt mit einigen Neuzugängen wurde die SpVgg Stadtamhof den hohen Erwartungen und eignen Titelambitionen in der Saison 1996/97 gerecht und errang souverän den Meistertitel in der A-Klasse.

Etwas zu blauäugig ging die damalige Führung mit fast unverändertem Kader in die anstehende Bezirksligasaison und unterschätzte die Anforderung der nächst höheren Spielklasse in sportlicher und organisatorischer Hinsicht. Es fehlte an Erfahrung und nach den Abgängen von mehreren sportlichen Leistungsträgern, u. a. auch Trainer Stieglmeier zur Winterpause, letztendlich auch an sportlicher Qualität, um das Abenteuer „Bezirksliga“ zu einem erfolgreichem Ende zu bringen.

Das Unternehmen Klassenerhalt scheiterte schließlich, zeigte aber in dieser Niederlage die Geschlossenheit des Stammvereins, als auch im Augenblick des sportlichen Abstiegs, viele Sportler aus der zweiten Reihe das sinkende Schiff zu retten versuchten.

Was die Bezirksliga anbelangte, so blieb es beim Veruch der Rettung, doch es formte sich eine neue, jüngere Mannschaft in der Kreisliga, die den größtenteils überalterten Bezirksligakader ablöste und erfolgreich in der Kreisliga agierte.

(Anmerkung der Redaktion: In der aktuellen Saison versucht man nun mit einer jungen Mannschaft, die sich zum Teil aus der eigenen Jugend rekrutiert, an die erfolgreiche sportliche Phase Mitte der 90er anzuknüpfen. Dass der Erfolgstrainer von damals, Karl-Heinz Stieglmeier, zum zweiten Mal als Kapitän auf dem Flaggschiff „Erste Mannschaft“ fungiert, mag als gutes Omen gelten und uns hoffnungsvoll in die sportliche Zukunft blicken lassen.)

Jedoch viel schlimmer als der sportliche Werdegang, der letztendlich 2004 wieder den Weg in die Kreisklasse fand, war die Tatsache, dass einige Jahre nach dem gescheitertem Unternehmen „Bezirksliga“ in der Jahreshauptversammlung die finanzielle Schieflage bemerkt wurde, die u. a. durch den gescheitertem sportlichen Höhenflug ausgelöst wurde. Nur eine sofort gestartete Spendenaktion und eine Mitgliedsbeitragserhöhung vermochte den Verein aus einer der schwersten finanziellen Krisen der Nachkriegszeit zu retten.

Das waren Maßnahmen, die zwar die finanzielle Handlungsfähigkeit des Vereins kurzzeitig wiederherstellten, aber, aufgrund schlechter vereinsinterner Kommunikation, einen gesellschaftlichen Riss in der Vereinsstruktur offenbarten. Viele Mitglieder missverstanden diese Rettungsaktion als Angriff auf den eigenen Geldbeutel zum Engagement von zweifelhaften „Fußballstars aus der Region“, reagierten zum Teil mit Austritten oder gesellschaftlicher Abkehr von der einstigen sportlichen Heimat.

Es war ab 2006 die Aufgabe eines neugewählten Vorstandsgremiums, nachhaltig die Weichen auf finanzielle Konsolidierung zu stellen und die gesellschaftliche Handlungsfähigkeit der Vereins und seiner Mitglieder wiederherzustellen.

Innovative Ideen und ein starker, neuer Kern von Vereinsmitgliedern sind dafür verantwortlich, dass die SpVgg Stadtamhof als finanziell gesunder Verein nun ihr 100-jähriges Bestehen feiern kann! Projekte, wie der Spitalcup (seit 2005) oder die Übernahme der Bewirtung bei zahlreichen Festivitäten in und um Regensburg durch seine Mitglieder, eröffneten neue, lebensnotwendige Einnahmequellen neben den Mitgliedsbeiträgen und zeigen die wieder gewonnene Umtriebigkeit des Vereins, der dadurch u. a. seine Öffentlichkeitsarbeit und Medienwirksamkeit zurück gewonnen hat. Nach dem Willen der neuen Vorstandschaft um Karl-Heinz Jäger, Siegfried Stecher und Helmut Schmid soll dies in einem rauschendem Fest zum 100-jährigen Jubiläum für alle Mitglieder gipfeln!

Die SpVgg Stadtamhof – heute mehr als ein Fußballverein! Mehr als ein Sportverein? In den 70er und 80er Jahren entwickelte sich die SpVgg Stadtamhof vom reinen Fußball- zum breitaufgestellten Sportverein! Neben Fußball werden mittlerweile die Sportarten Ski, Volleyball, Gymnastik und neuerdings auch Nordic Walking angeboten, eine Trendsportart, die zum innovativen und jungen Konzept der neuen SpVgg Stadtamhof passt!

Für seine Mitglieder muss der Verein jedoch mehr sein, als bloß ein Sportverein!

Um auch in Zukunft wertvoll und überlebensfähig zu bleiben, muss die SpVgg Stadtamhof wieder die gesellschaftliche Anlaufstelle werden, in der sich in der Vergangenheit lebenslange Partnerschaften und lange Freundschaften gebildet haben.

Ganz im Sinner ihrer Gründungsmitglieder ist der sportliche Erfolg zwar gewünscht und erhofft, muss aber vor dem Hintergrund gesellschaftlicher Verantwortung und Handlungsfähigkeit entstehen!

Die Vorstandschaft der SpVgg Stadtamhof nimmt seine alten und neuen Mitglieder mit auf diese schwere Reise in der heutigen Gesellschaft, mit einem beständigen Ziel vor Augen, welches den 100-jährigen Weg des Vereins beschreib, den

Mythos der SpVgg Stadtamhof!

Verfasser: Andreas Jäger (2010)